Historie

Die Geschichte des Sportvereins

Nach Ende des zweiten Weltkrieges schlossen sich die sportbegeisterten Ulmer Männer und Jugendliche zunächst wieder dem FC Rheingold Lichtenau an. Aber durch die Vielzahl konnte ein Teil der Fußballer in den Mannschaften nicht berücksichtigt werden. Aus diesem Grunde entschlossen sich die jungen Ulmer, einen eigenen Verein zu gründen. Am 4. April 1948 wurde von Heinrich Schell ein Antrag an den Ulmer Gemeinderat mit folgendem Wortlaut übergeben:

Betreff: Antrag für einen Sportplatz
„Die sportbegeisterte Jugend von Ulm bittet die Gemeindeverwaltung um einen Sportplatz. Um sportlich tätig zu sein, besteht zur Zeit nur die Möglichkeit, einem fremden Sportverein anzugehören. Die Jugend von Ulm beabsichtigt, einen Sportverein Ulm zu gründen, und zwar sofort nach Klärung der Platzfrage durch die Gemeindeverwaltung.“
Es folgten nun 47 Unterschriften. An erster Stelle die des damaligen jungen Ortspfarrers Hans Hauck, nachfolgend sogar von fünf Frauen. Die Unterschrift des Pfarrers sollte der Sache Nachdruck verleihen, denn der Gemeinderat und ein Teil der Einwohnerschaft stand dem Unternehmen skeptisch gegenüber.

Am 24. April wurde folgender Gemeinderatsbeschluß gefaßt:
„Die Jungmänner der Gemeinde Ulm beabsichtigen einen Sportverein zu gründen. Sie haben an den Gemeinderat den Antrag auf Zuweisung eines Sportplatzes gestellt. Der Gemeinderat hat hierzu die Wolfswiese und die Hanfrätze zur Verfügung gestellt. Dieses Gelände reicht jedoch nicht aus. Bürgermeister und Landwirt Anton Schell hat sich jedoch bereit erklärt, die angrenzende Wiese zur Verfügung zu stellen, falls ihm eine andere Wiese zugeteilt wird. Der Gemeinderat gibt einstimmig die Zustimmung, daß Schell dieselbe Fläche von den Farrenwiesen erhalten soll.“
Das erste Spielfeld / Gründungsversammlung
Nach dem positiven Bescheid ging man sofort mit Begeisterung an die Herstellung des Spielfeldes. Die Hanfrätze mußte 1-1,5 m aufgefüllt werden, um sie an das Niveau des restlichen Geländes anzupassen. Alle Pferdefuhrwerke der Gemeinde wurden eingesetzt, um das Auffüllmaterial, Steine von zerstörten Häusern und Bunkern, zu transportieren. Nach wochenlanger „Knochenarbeit “ war das Spielfeld entgegen der Meinung vieler Skeptiker eingeebnet. Am 11. Juni 1948 fand die Gründungsversammlung des Sportvereins im Gasthaus „Adler“ statt.

Die Wahlen ergaben folgendes Ergebnis:

  • 1. Vorstand: Franz Friedmann
  • 2. Vorstand: Anton Früh
  • Schriftführer: Hubert Heck
  • Kassierer: Theodor Volz
  • Spielausschußvorsitzender: Alois Götz
  • Ballwart: Willi Früh

Das Sportgelände wurde pachtweise zur Verfügung gestellt und der junge Verein hatte die Hälfte der Vermessungskosten zu tragen. Die Gemeinde stellte als
Unterkunft eine ausgediente Arbeitsdienstbaracke kostenlos zur Verfügung. Die Einweihung des Sportplatzes fand am 29. August 1948 statt. In einem Festzug marschierten die Mannschaften durch Ulm zum Sportplatz. Pfarrer Hans Hauck hielt die Festansprache. Im Hauptspiel trennten sich Ulm und Lichtenau 1:1.

Aller Anfang ist schwer
In den ersten zwei Jahren spielte der SV Ulm in der Kreisklasse Hanauerland u. a. mit den Vereinen aus Bodersweier, Auenheim, Leutesheim, Honau, Linx, Diersheim, Rheinbischofsheim, Freistett, Scherzheim und Lichtenau. Ab der Spielzeit 1950/51 war der SV Ulm dem Bezirk Baden-Baden zugeteilt. Hier spielte man in der Folgezeit mit wechselhaftem Erfolg. Nachdem die Reservemannschaft in der Saison 1958/59 überlegen Meister ihrer Klasse geworden war, reichte es der 1. Mannschaft in der nachfolgenden Saison nur zum letzten Tabellenplatz in der C-Klasse.
Aus dieser Ära stammt auch die Klage des damaligen Schriftführers über das mangelnde Zuschauerinteresse. Er berichtet, daß bei etwa 75 Prozent der Heimspiele mehr auswärtige Zuschauer als Einheimische gezählt wurden. Er führt als Beispiel das Verbandsspiel Ulm – Vimbuch an, als nur vier Ulmer Zuschauer, allesamt Vorstandsmitglieder anwesend waren. Die Schiedsrichterausgaben wurden oft von Privatleuten übernommen, da die Platzeinnahmen nicht ausreichten. Zur Finanzierung der Vereinsausgaben wurde von Anfang an immer Sportfeste durchgeführt. Der finanzielle Erfolg hielt sich in Grenzen. Nachdem das Fest im Jahr 1957 weniger als 30,- DM Reinerlös erbracht hatte, wurden diese Veranstaltungen vorübergehend eingestellt,

Erfrischung im nahen Schwarzbach
Heute unzumutbar, damals jedoch Normalfall, waren die sanitären Verhältnisse am Sportplatz. Waschgelegenheit nach Training oder Spiel boten nur der nahe Schwarzbach bzw. ein geschlagener Schöpfbrunnen. Die Heimmannschaften zogen sich in der Baracke um, die gleichzeitig auch als Geräteschuppen diente. Die Gastmannschaften mußten sich im Vereinslokal „Adler“ umziehen, wo auch Waschgelegenheit geboten war. Ab 1960 stand den auswärtigen Mannschaften das gemeindeeigene Gemeinschaftsbad bei der Kirche zur Verfügung. Ein Sporthausneubau wurde unumgänglich. Jedoch wie finanzieren angesichts der chronisch leeren Vereinskasse?

Das erste Sporthaus
Um einen Grundstock zu legen, wurde 1964 von Sportvereinsmitgliedern das Farrenheu eingebracht. Dank einer Geldspende von 2000,- DM durch die Gemeindeverwaltung konnte das Neubauprojekt gestartet werden. Die Gemeinde stellte ebenfalls Material zur Verfügung, das beim Schulhausneubau nicht gebraucht worden war. Diese Mittel waren jedoch nach Fertigstellung des Rohbaus, im Jahre 1965, aufgebraucht. In dieser Situation unterstützte die Sängerrunde den notleidenden SV Ulm mit einer Spende über 300,- DM. Erst nach Überweisung der beantragten Toto-Mittel konnte an den Innenausbau gegangen werden. Im November 1966 war es dann soweit. Das Sporthaus war fertiggestellt. Originalkommentar des damaligen Schriftführers: „Wir konnten zum ersten Mal im eigenen Heim heiß duschen. Diese Freude und den Wert können wohl nur die Aktiven voll ermessen.“

v.l.: Friedrich Frass, Rolf Frass, Alfons Friedmann, Willi Früh, Werner Schell, Kuno Ruschmann, Arnold Götz, Franz Schell, Antin Plack

Ohne Fleiß kein Preis
Zu Beginn der Saison 1962/63 waren sich Vorstandschaft und Spieler einig, daß es auch in der C-Klasse ohne regelmäßiges Training nicht mehr geht. Bis zu diesem Zeitpunkt war es üblich, sich freitagabends zur Spielersitzung und Mannschaftsaufstellung in den Gasthäusern „Adler“ oder „Rössel“ zu treffen. Der Trainer, wenn überhaupt, wurde lediglich während des Spiels gebraucht. Um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, wurden zwei Quarzleuchten zur Beleuchtung des Spielfeldes installiert. Diese Investition zahlte sich aus. Stetig arbeitete sich die 1. Mannschaft in der Abschlußtabelle nach vorn. Schließlich war es in der Saison 1968/69 soweit: Zum abschließenden Rundenspie! mußte man in Neuweier antreten. Ein Sieg des SV Ulm würde den 2. Platz und damit den Aufstieg in die B-Klasse bedeuten. Der Jubel war groß, als nach spannendem Spielverlauf ein 5:2 Sieg errungen war.
Einen großen Stellenwert nahmen damals auch die anläßlich der Sportfeste ausgetragenen Pokalturniere ein. Man war stets bestrebt, den Pokal zu erringen und trat demzufolge immer mit der stärksten Mannschaft an. Erwähnt werden soll deshalb der vielumjubelte 3. Pokalsieg 1969 während des Schwarzseher Sportfestes, als der Wanderpokal endgültig in den Besitz des SV Ulm überging.

Gastspiele in Scherzheim
1972/73 wurde das stark ramponierte Spielfeld saniert. Nach Einziehen einer Drainage und Einsäen des Spielfeldes war für ein Jahr kein Spielbetrieb in Ulm möglich. Dankenswerterweise stellte der SV Scherzheim seine Anlage für Training und Spiel zur Verfügung.
Über fünf Tage wurde 1 973 der 25. Geburtstag des Sportvereins gefeiert. Bei diesem Jubiläum wurde auch der zum Rasenplatz renovierte Sportplatz eingeweiht.

Erstmals Meister
Nach wechselhaften Erfolgen und zwischenzeitlichem Abstieg konnte die neuformierte 1. Mannschaft in überlegener Manier in der Saison 1977/78 die 1. Meisterschaft für den SV Ulm erringen. In überschäumender Freude wurde ein Festzug vom Sportgelände in die Lichtenauer Stadthalle organisiert, wo lange gefeiert wurde. Nachdem man sich auch über den ßezirkspokal (das Endspiel wurde gegen den Bezirksligisten Vfß Bühl verloren) für den Verbandspokal qualifiziert hatte, scheiterten die Ulmer erst in der dritten Runde am Verbandsligisten VfB Gaggenau. Zuvor hatte die Mannschaft den Landesligisten Schutterwald und das Kreisliga-Team aus Windschläg aus dem Pokal-Rennen geworfen.

Auf und nieder
In der Folgezeit wechselten sich Aufstieg und Abstieg regelmäßig ab. Dreimal konnten Meisterschaften (1983, 1986 und 1993) der 1. Mannschaft gefeiert werden. Nicht umsonst wurde dem SV Ulm der Titel „Fahrstuhlmannschaft“ verliehen. Seit 1993 konnte man sich jetzt in der Kreisliga A behaupten. 1996 dann ein vorläufiger Höhepunkt. In einem an Dramatik nicht zu überbietenden Spiel setzten sich die Ulmer Fußballer nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die DJK Rastatt durch und wurden Bezirkspokalsieger. In der gleichen Saison wurde unsere 2. Mannschaft Meister ihrer Klasse.

Vom Holzhaus zum modernen Vereinsheim
Um dem damals regen Zuschauerzuspruch gerecht zu werden, wurde 1976 an das Sporthaus ein Holzhaus angebaut, das als Wirtschaftraum diente. Gerade in diesem Provisorium wurden große Feste gefeiert.
Über Jahre hinweg war es der größte Wunsch der Fußballer, einen vollwertigen Rasenplatz mit Norm-Spielfeldmaßen zu erhalten. Nach langer Planungszeit, großartiger Unterstützung der Ulmer Ortsverwaltung und finanziellem Engagement der Stadt Lichtenau konnte dieses Ziel 1986 realisiert werden. Südlich vom alten Platz wurde eine bis heute sehr gute Rasenplatzanlage errichtet. Nach über 20 Jahren Bestand, war das Sporthaus nicht mehr zeitgerecht. Vor allem entsprachen die sanitären Anlagen nicht mehr dem Standard. Speziell an der Wirtschaftsbaracke nagte der Zahn der Zeit. Deshalb entschloß sich die Vereinsführung zu einem Neubau. Eine Erweiterung der alten Anlage war aufgrund des zu geringen Abstands zum Wald nicht genehmigungsfähig. Es lag nahe, als neuen Standort den Bereich zwischen altem und neuem Spielfeld zu wählen. Von Anfang war klar, daß dieses Bauvorhaben vom Verein selbst zu finanzieren war. Nach zweijähriger Planungszeit und Sicherstellung der Finanzierung rückte im Frühjahr 1986 der Bagger an. Nach über dreijähriger Bauzeit konnte das Sporthaus 1989 eingeweiht werden. Über 140 freiwillige Helfer leisteten mehr als 10000 Arbeitsstunden. Bis auf zwei Ausnahmen wurden alle Gewerke in Eigenleistung erstellt.

Ein Verein öffnet sich
Ein Bestreben des Sportvereins war es, sich jederzeit nach allen Seiten hin offen zu zeigen. So gründeten einige Laufbegeisterte 1979 eine Freizeitabteilung, die sich bis heute prächtig entwickelte. Mädchen, Frauen, Nicht-Fußballer und ehemalige Fußballer finden hier ein sportliches Betätigungsfeld. In Laufgruppen über 5 km bis hin zur Marathon-Distanz, Gymnastikgruppe, Kegelgruppe und Wandergruppe kann man sich betätigen. Selbst Ski-und Tanzkurse werden angeboten. Speziell die Läufer konnten überregional erstaunliche Erfolge feiern.

Ohne Moos nix los!
So oder ähnlich könnte man das Verhältnis des SV Ulm mit dem Ort Moos überschreiben. Von frühester Zeit an spielten Mooser Jugendliche und Männer in Ulmer Mannschaften. Ulm dürfte mit eine der kleinsten Ortschaften sein, die einen Sportverein unterhalten. Oft wäre es schwierig oder gar unmöglich gewesen, Mannschaften nur aus Einheimischen zu bilden. So war es naheliegend, daß sich Mooser und Ulmer ergänzten. Es gab auch Zeiten, da waren Mooser Spieler in der Überzahl. Aber nicht nur auf dem Platz standen sie ihren Mann, sondern auch immer dann, wenn es galt anzupacken. In mehreren Jahresberichten wurden einzelne Mooser für ihre geleistete Arbeit lobend hervorgehoben. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, daß Männer aus dem Nachbarort immer wieder Funktionärsposten übernahmen. In den Gründerjahren verstärkten auch Grauelsbaumer, Grefferner und sogar Spieler vom Lokalrivalen Lichtenau unsere Mannschaften.

1. Mannschaft 1948-49
hinten links: Josef Hertle, Alban Wagner, Willi Früh, Max Strassburger, Franz Pfeiffer, Werner Koch
vorne links:  Erwin Deibel, Wilhelm Ruschmann, Albin Repp, Alwin Graf, Bernhard Friedmann

hinten links: Alfons Friedmann, Friedrich Frass, Willi Früh, Werner Koch, Bernhard Friedmann
mitte links: Heinrich Schell, Franz Pfeiffer, Erwin Frass
vorne links: Hubert Heck, Alwin Repp, Josef Hertle

AH- und Damenmannschaft
von links: Friedrich Frass, Eugen Speck, Alban Wagner, Alfons Friedmann, Wilhelm Ruschmann, Josef Hertle, Erwin Frass, Karl Jörger, Franz Friedmann, Heinrich Schell, Georg Klaus, Hans Hassmann, Willi Früh
vorne rechts: Amanda geb. Riebold, Gerlinde geb. Deibel, Grete geb. Leppert, Carola geb. Hassmann, Else geb. Ruschmann, Rosemarie geb. Früh, Marlies geb. Hertle, Lioba geb. Burkard, Monika geb. Burkard, Agnes geb. Lorenz, Annemarie geb. Ruschmann, Christa geb. Wäldele